Krieg & Pazifismus

Bei der Isonzoarmee. Ankunft im Hauptquartier

  • Autor*in: Alice Schalek
  • Publikationsdaten: Ort: Wien | Jahr: 1916
  • Erschienen in: Neue Freie Presse
  • Ausgabe-Datum: 04. 04. 1916
  • Originalsprachen: Deutsch
  • Verfügbarkeit: Österreichische Nationalbibliothek
  • Gattung: Reportage

Kommentar:

Der Artikel „Bei der Insonzoarmee: Ankunft im Hauptquartier“ von Alice Schalek, der in der Neuen Freien Presse erschienen ist, markiert den Beginn einer Reihe an Kriegsberichten (Zyklus: „Bei der Insonzoarmee“), die die Geschehnisse an der Insonzofront im heutigen Slowenien beschreiben. Alice Schalek war die erste und einzige Frau, die als Kriegsberichterstatterin direkt an die Front reisen durfte. Zu datieren ist dieser Bericht am 04.04.1916 – mehr als zwei Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs am 28.07.1914.

Die Insonzoschlachten bezeichnen zwölf große Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs, die von 1915 – 1917, zwischen dem Königreich Italien und der k.u.k Monarchie, stattgefunden haben.

 

Schon zu Beginn des Textes wird klar, dass Alice Schalek das Berichten über den Krieg als eine Notwendigkeit und eine Pflicht empfindet. Den Leser*innen wird mit Nachdruck erklärt, wie wichtig es ist, über den Krieg zu schreiben. Begriffe wie „Sieg!“ oder „Schlacht!“ seien nur leere Worte, wenn das Geschehen dahinter und all die Opfer, die gebracht wurden, verschleiert werden. Menschen sterben und tausende von Schicksalen verändern sich binnen weniger Momente. Steht es uns da noch zu, unsere Augen und Ohren zu verschließen, nur damit wir ungestört lachen oder träumen können? Ihrer Ansicht nach, ist es die Pflicht eines jeden, der zu Schreiben vermag, über den Krieg zu berichten.

 

Alice Schalek wurde, unter anderem von Karl Kraus, dafür kritisiert, dass sie den Krieg zu sehr romantisiere und den Einsatz der Soldaten als besonders heldenhaft darstelle. Folgende Textstellen bestärken diese Aussage:

 

„Wie aber wird die (die Uniform) getragen! Wie stolz und frei ist die Kopfhaltung! Hier ist nicht gut sein für solche, die noch keinen Kanonendonner gehört!“

 

„Das ist der Krieg. Im Frieden kümmerte sich nie einer um den Anderen […]. Denn ebenso wie der Kampf entzweit, bringt er auch die Menschen einander näher. Wer im Kriege mittut, ist ein Kamerad.“

 

Besonders eindrücklich war das Gespräch mit dem Feldherrn, dass in weiterer Folge des Berichts beschrieben wird. Aussagen wie „Wir sterben am Insonzo, aber wir bleiben dort!“ zeigen den Zusammenhalt an der Front und die eigene Überzeugung, sich für das Land und den Krieg zu opfern. Auch im Gespräch mit den Soldaten kristallisiert sich deren Ansicht deutlich heraus – durch den Krieg würden sie alle zu Männern werden. Der Feldherr sieht in seiner Armee, in seinen Soldaten, namenlose Helden, deren Heldentaten erzählt werden sollten. Sowohl der Feldherr als auch die Soldaten betonen immer wieder ihren „unausrottbaren und verbissenen Willen“. Im Gespräch mit Alice Schalek äußern sie sich folgendermaßen: „Er kommt hier nicht durch“ oder auch „[…] tapfer kann nur der genannt werden, der sich opfert, trotzdem er sein Leben liebt“. Dadurch gibt sie den Leser*innen einen Einblick in die Gedankenwelt der Männer an der Front. Ansonsten sind die Beschreibungen der Kriegssituation sehr mitreißend und lebendig, aber dementsprechend auch äußerst subjektiv.

(Universität Wien)