Bei der Isonzoarmee. Von der Front in die Etappe (1)
- Autor*in: Alice Schalek
- Publikationsdaten: Ort: Wien | Jahr: 1916
- Erschienen in: Neue Freie Presse
- Ausgabe-Datum: 13. 05. 1916
- Originalsprachen: Deutsch
- Verfügbarkeit: Österreichische Nationalbibliothek
- Gattung: Reportage
Kommentar:
Der Kriegsbericht „Von der Front in die Etappe“ von Alice Schalek, welcher am 13. Mai 1916 im Morgenblatt der Neuen Freien Presse erschienen ist, ist Teil des Zyklus „Bei der Isonzoarmee“, in welchem die Autorin von den Vorgängen an der Isonzofront erzählt. Bei den Isonzoschlachten handelte es sich um zwölf Schlachten, die von 1915 bis 1917 zwischen Italien und der k. u. k.-Monarchie ausgetragen wurden. Alice Schalek war dabei im Kriegspresse-quartier vor Ort, um für die Neue Freie Presse von den Ereignissen zu berichten. In diesem Text steht die Stadt Görz im Mittelpunkt, welche sich direkt hinter der Front befindet. Die italienischen Truppen versuchten mehrmals, die Stadt Görz einzunehmen. Die k. u. k.-Truppen verfügten jedoch über eine außerordentlich gute Verteidigung.
Schalek beschreibt das Leben der Stadtbewohner*innen inmitten des Krieges, welches einerseits einem normalen Stadtalltag entspricht, andererseits aber von Angst regiert wird. Aus ihrem Schreiben ist ein etwas genervter und auch die Angst und das andauernde Sprechen über den Krieg verurteilender Unterton zu hören. Außerdem wird ihr Schreiben immer wieder vom Lärm der Granaten gestört. Besonders ereignisreich für Schalek ist das Essen mit den Minenwerfern. Während des Essens kracht es draußen immer wieder, denn man befindet sich in einem der meistbeschossenen Teile der Stadt. Aber auch das beschreibt Schalek als etwas Aufregendes und Spannendes, das sie auf gar keinen Fall verpassen wollen würde.
Wie in vielen anderen ihrer Kriegsberichte wird der Tod, welcher im Krieg alltäglich ist, nur kurz und wie nebenbei erwähnt. Sie bedauert ihn zwar, stellt ihn aber als eine natürliche und notwendige Folge des Krieges dar. Die Soldaten werden heldenhaft dargestellt. Sie riskieren täglich im Kampf ihr Leben und sind weder ängstlich noch tollkühn.
Der Bericht endet damit, dass es zu einem Angriff der Italiener auf die Stadt Görz kommt. Schalek beschreibt, wie Panik unter den Stadtbewohner*innen ausbricht und sich eine Menschenmasse auf den Straßen bildet. Daraufhin wird Alice Schalek von einem General fortgeschickt. Sie habe genug gesehen und hier gäbe es nicht mehr viel, über das es sich zu schreiben lohne. Schalek fühlt sich wieder fremd und ausgeschlossen von dem Leben an der Front. Das Gefühl von Zusammenhalt, welches so aufregend und spannend für die Reporterin war, scheint verschwunden zu sein. Plötzlich ist sie wieder die Fremde. „Lieber stirbt man, als dass man nicht mit dazu gehört.“. So beendet Alice Schalek ihren Bericht über die Stadt Görz inmitten des Krieges. (Universität Wien)