Krieg & Pazifismus

József Gréda: „Költők idegenben“ [Dichter in der Fremde] (Anthologie von Emigrantendichtern, 1940, Új Kelet)

  • Autor*in: M. G.
  • Übersetzt von: Bernadett Modrián-Horváth
  • Publikationsdaten: Ort: Budapest | Jahr: 1940
  • Erschienen in: Új Kelet
  • Ausgabe-Datum: 1940
  • Sprachen: Deutsch
  • Originalsprachen: Ungarisch
  • Gattung: Rezension

Kommentar:

Durch die Wiener Schiedssprüche von 1938 und 1940 erhielt Ungarn historische Gebiete zurück, die 1920 im Vertrag von Trianon an die Tschechoslowakei bzw. an Rumänien gefallen sind. Die Revision der Gebietsabtretungen entsprach den langgehegten Wünschen der ungarischen Außenpolitik und wurde als nationale Wiedervereinigung gefeiert. Ende 1940 eröffnete der Schriftsteller Gyula Illyés in der Zeitschrift Nyugat eine Diskussion über die Bedeutung dieser Ereignisse. In den Heften 11 und 12 von 1940, bzw. in Heft 1 von 1941 haben 16 Intellektuelle einen Beitrag zur Diskussion geleistet.

Dezső Keresztury (1904–1996), anerkannter Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Universitätsgelehrter, Verfasser zahlreicher Schriften über das Ungarntum, schlägt in seinem Beitrag einen zurückhaltenden, die Probleme auch für den Außenseiter erklärenden Ton an. Er schildert die in Ungarn vorherrschende Meinung über das Verhältnis des westlichen Europas zum östlichen und bespricht den identitätsstrategischen Zwiespalt der europäischen „Randkulturen“, wobei er auch den innerkulturellen Binnenkonflikt zwischen ungarischen Modernen und Nationalen berührt. Für die Zukunft des wiedervereinten Ungarns führt er ein ebenfalls bekanntes und maßgebendes historistisches Argument an. Dieses lautet, dass die zurückerhaltenen Gebiete des historischen Ungarns, vor allem die „Mittelstädte“, immer schon die kulturell und wirtschaftlich höher entwickelten waren, während in „Restungarn“ eine überproportionierte Hauptstadt und eine zurückgebliebene Provinz für die genannten binnenkulturellen Konflikte sorgten. Mittelbar deutet damit Keresztury auch einen Zusammenhang zwischen der europäischen Evaluierung Ungarns und der neuen Situation an. Eine kritische Perspektive im Hinblick auf die betroffenen Nachbarländer wird, wie es übrigens in der gesamten Diskussion der Fall ist, nicht eröffnet.