Antisemitismus & FaschismusNationalismus & Nationalitäten

Unter uns gesagt

  • Autor*in: a-ch
  • Übersetzt von: Orsolya Rauzs
  • Publikationsdaten: Ort: Budapest | Jahr: 1874
  • Erschienen in: Magyar Újság
  • Ausgabe-Datum: 30. 09. 1874
  • Sprachen: Deutsch
  • Originalsprachen: Ungarisch
  • Gattung: Artikel

Kommentar:

Die Glosse beschäftigt sich im Stil eines offenen Briefes, bei loser Aneinanderreihung von Argumenten mit der Situation der Juden und dem Antisemitismus der ersten Jahre der Doppelmonarchie, insbesondere der ungarischen Reichshälfte. Hierbei kommen sinnvolle historische Überlegungen ebenso zum Vorschein wie Stereotypen. Die schleppende Akkulturation der jüdischen Bevölkerung wird mit der ökonomischen Situation erklärt. Der Verfasser unterscheidet zwischen den „Juden der Hauptstadt“ und den „Landjuden“ und erklärt die „Germanisierung“ von Ersteren und die „Magyarisierung“ von Letzteren mit dem historischen Umfeld, vor allem mit deren geschäftlichen Beziehungen. Solange das Zentrum des Finanzwesens Wien ist, kann man, so der Verfasser, von der jüdischen Bevölkerung keine vollständige Akkulturation erwarten. Die (halbherzige) Apologie des Judentums mündet damit in die offene Kritik der Einrichtung der Doppelmonarchie und in die Befürwortung des politisch-ökonomischen Kampfes auf höherer Ebene. Dabei wird der eigene Wille zur Nation, vor allem die Annahme, die Nation lebe in der einzig gültigen Nationalsprache, nicht hinterfragt.

In der Glosse kann man die Bedeutung und die Anwendung verschiedener Klischees (Österreichfeindlichkeit, Antisemitismus, Nationalismus), vor allem die dichte Rhetorik eines patriotischen Intellektuellen beobachten.