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Mein Ungarntum

Kommentar:

Die Kunsthistorikerin und Museologin Edith Hoffmann (1888–1945) war bereits in ihrer Familie von Intellektuellen umgeben. Ihr Vater, Frigyes Hoffmann, lehrte im namhaften Eötvös Collegium in Budapest, ihre Schwester, Mária Hoffmann war Literaturhistorikerin. Edith Hoffmann hat in Wien und in Budapest studiert, ihre Dissertation hat sie über die italienische Kunst des 15. Jahrhunderts geschrieben. Sie stand in regem Kontakt mit den führenden Literat*innen der Zeit, über die sie mehrere Beiträge, so etwa Besprechungen und Essays veröffentlichte. Ihre kunsthistorischen Schriften erschienen in Zeitschriften wie der Nyugat, der Napkelet und in verschiedenen wissenschaftlichen Periodika. Sie war Kuratorin zahlreicher Ausstellungen. Edith Hoffmann wurde im April 1945 von einem sowjetischen LKW zu Tode gefahren.

Der vorliegende Beitrag ist eine als Protestschrift konzipierte Familiengeschichte bzw. Selbstbiografie. Der Schwerpunkt liegt auf der Geschichte einer deutschstämmigen Familie aus der Batschka, ergänzt durch Erinnerungen der Erzählerin an Siebenbürgen, so auch an Szekler und Sachsen. Hoffmann erzählt, wie ihre Vorfahren und Familie zu bekennenden Ungarn wurden, jedoch in der Spätzeit der Doppelmonarchie und der Zwischenkriegszeit das immer heftigere Aufleben nationaler Konflikte innerhalb und außerhalb der Familie erleben mussten. Die Geschichte läuft auf die bitteren Erfahrungen der Erzählerin in der Gegenwart zu und endet mit der Weigerung, den Forderungen der ungarischen Faschisten nach einer Trennung von „Assimilierten“ und „Stammungarn“ nachzugeben. Der Text ist reich an historischen Details über das Leben, die Mentalität und die Attitüde von ungarischen Nationalitäten, und erschütternder Bericht über die politische Radikalisierung.