Bastei
- Autor*in: Gyula Illyés
- Übersetzt von: Orsolya Rauzs
- Publikationsdaten: Ort: Budapest | Jahr: 1940
- Erschienen in: Nyugat
- Ausgabe-Datum: 1940
- Sprachen: Deutsch
- Originalsprachen: Ungarisch
- Gattung: Artikel
Kommentar:
Die Zeitschrift Nyugat [Westen] erschien zuerst im Januar 1908 unter der Redaktion von Ernő Osvát und Miksa Fenyő. Ziel des wohl bekanntesten ungarischen literarischen Organs war die Anknüpfung an die europäische literarische Moderne, in deren Zeichen die Zeitschrift mehrere Generationen von Literat*innen um sich versammelte, zum Sammelbecken der ungarischen Literatur der ersten Jahrhunderthälfte wurde. Ab den 1930er Jahre wurde das Organ von konservativ-nationalistischer Seite immer mehr als Medium der verruchten großstädtischen, liberalen Intelligenz, als Fremdkörper im nationalistisch geprägten Lande betrachtet. Nach mehreren Wechseln in der Redaktion wurde der Dichter und Übersetzer Gyula Illyés (1902–1983) 1937 mit Aladár Schöpflin Mitherausgeber unter der redaktionellen Leitung von Mihály Babits. Der Tod von Babits am 4. August 1941 war für die Behörden ein guter Anlass, der Zeitschrift die Konzession zu entziehen. Hierauf gründete Illyés 1941 die aus politischen Gründen kurzlebige Zeitschrift Magyar Csillag [Ungarischer Stern] als Fortsetzungsorgan.
Der im Septemberheft von 1940 erschienene Beitrag Bástya [Bastei] rekurriert auf das Programm der Zeitschrift als Verbreiter westlicher Kultur in einem ‚barbarischen‘ Lande. Es handelt sich um einen sehr komplexen Text, in dem Symbole verschiedener Art und historisch-politische Anspielungen einander die Waage halten. Plädiert wird für Ideen, die keine politischen Grenzen kennen, und argumentiert wird gegen Politiker auch und vor allem des Westens, die die politische Karte Europas wesentlich beeinflusst haben, ohne von diesen Werten zu wissen. Besonders interessant ist das Bild der grünenden Felder, Gräben und versteckten Flussbetten, die auf die dem Land innewohnende Eigenschaft des für die Kultur notwendigen Ursprünglichen anspielen. Nach einer nicht weiter spezifizierten Katastrophe (hier Überschwemmung genannt) lebe das Land wieder auf erweise sich als geeignet, Werte zu empfangen wie zu entsenden. Hinter den Zeilen wird die neue Garde (wohl die dritte, volksliterarische Generation der Zeitschrift) begrüßt und die Zeitschrift selbst vor Anfeindungen verteidigt. Die Bastei bestehe weiter, behaupte und verteidige Werte in beiden Richtungen: gegen den Westen (dessen Politik und Unverständnis) und den Osten (den barbarischen Nationalismus).