Klára Sógor: Das Lebensproblem der ungarischen Frauen

Nach der Volkszählung vom 26. März 1945 leben in Budapest 832.800 Menschen, 28,5 Prozent weniger als 1941. Auch das Verhältnis zwischen Männern und Frauen hat sich erheblich verändert, denn während 1941 auf 1.000 Männer 1.148 Frauen kamen, sind es heute 1.198 Frauen auf 1.000 Männer, was zwangsläufig zu einer neuen sozialen Situation für die Frauen führen wird.

Während der Kriegsjahre waren Frauen in vielen europäischen Ländern zur Arbeit gezwungen und mussten Männer je nach ihren Fähigkeiten in den verschiedensten Berufen ersetzen. In England zum Beispiel finden wir weibliche Arbeitskraft von den Gepäckträgern bis zum Kabinettsbüro des Finanzministeriums überall. Es ist bekannt, dass die Frauen in Amerika schon vor dem Krieg den größten Teil des Privatvermögens besaßen und nicht nur in Hinsicht auf das Vermögen, sondern auch in der Wirtschaft zu gefährlichen Konkurrentinnen der Männer wurden. Die größte Gleichberechtigung genießen Frauen jedoch in Russland, wo ihnen alle Berufe offenstehen und wo sie auch während des Krieges an der Seite der Männer mit Waffen für ihre Ideale kämpfen durften.

In den letzten fünf Jahren haben die Frauen gezeigt, dass sie den Männern gleichgestellt sind und dass sie die Verantwortung der Gleichberechtigung begreifen und schätzen. Dass ihre abgehärteten Schultern diese zweischneidige Waffe tragen können und dass sie in einer Schule der bitteren Erfahrung gelernt haben, damit umzugehen. Dieselben Frauen, die im feindlichen Kugelhagel die schweren Steine aufgerissener Straßen furchtlos zusammentrugen, um sich vor ihren Sklavenhaltern zu verbarrikadieren, werden auch in der Lage sein, die schweren Opferblöcke der leuchtenden Pyramide des Friedens zusammenzutragen, um ein unerschütterliches Fundament einer verständnisvolleren, glücklicheren Welt für ihre Kinder zu legen.

Wir wissen noch nicht genau, welche Rolle die ungarischen Frauen im Wirtschaftsleben Ungarns während des Krieges gespielt haben, aber wir sind sicher, dass sie zur großen Familie der Schöpfer gehören. Wir sind auch davon überzeugt, dass ihre Arbeit in den kommenden Jahren von entscheidender Bedeutung sein wird. Die Zahlen sprechen für sich, und die Statistiken zeigen, dass die natürliche Berufung, zu heiraten und eine Familie zu gründen, für 50 % der ungarischen Frauen unmöglich geworden ist. Die ungarischen Frauen werden beim Wiederaufbau eine Vorreiterrolle spielen, und deshalb muss all jenen geholfen werden, die gerade erst lernen, den holprigen Weg der „Lebensbahn“ zu gehen. Seien wir alle aufgeschlossen und großzügig gegenüber den 50 % der ungarischen Frauen, die eine große Aufgabe und harte Arbeit vor sich haben, die nichts als ihre eigene selbstlose Hingabe haben und vielleicht nie die Wärme des familiären Heims kennenlernen werden. Im heutigen Ungarn ist kein Platz für kleinliche Kritik noch für Wettbewerb – die Arbeit wartet auf sie und sie sind bereit dazu.

Deutsch von Márta Horváth

„A magyar nők életproblémája“. Harcos Nők 1945, 12, 14.