Fekete Gábor an seine Freundin Baronesse Fetzenberg in Wien. Historischer Krönungsbericht.
- Autor*in: Adolf Kallay
- Übersetzt von: Gábor Fekete
- Publikationsdaten: Ort: Wien | Jahr: 1867
- Erschienen in: Figaro
- Ausgabe-Datum: 15. 06. 1867
- Entstehungsjahr: 1867
- Teile: Nr. 1 der Sequenz
- Originalsprachen: Deutsch
- Verfügbarkeit: Österreichische Nationalbibliothek
- Gattung: Erzählung
Kommentar:
Bei dem am 15. Juni 1867 veröffentlichten Beitrag geht es um einen fiktiven Brief von Gábor Fekete. Der Name ist ein Pseudonym für Dr. Adolf Kállay (1839-1899), einen ursprünglich jüdischen, in Ungarn (Ótura, heute Stará Turá in der Slowakei, unter dem Namen Kohn) geborenen Arzt, der in den 1860er Jahren als ständiger Mitarbeiter der Figaro vor allem fiktive satirische Briefe verfasste, die bei den Lesern großes Gefallen fanden. Kállay war später als Franzensbader und darauffolgend als Karlsbader Brunnerarzt tätig, arbeitete als Herausgeber des Illustrierten Curorte-Almanachs (1887-1889) und des im April 1887 bereits in der 7. Auflage erschienenen Illustrierten Ärztlichen Almanachs.
Der Zeitpunkt und der Inhalt des Briefes weisen auf einen feierlichen Moment der ungarischen Geschichte hin: die Krönung von Franz Joseph I., die am 8. Juni 1867 in der Matthiaskirche in Buda stattfand. Dieses Ereignis ist eine Folge des Ausgleichs zwischen Ungarn und Österreich, die prächtig und zeremoniell gefeiert wurde. Die Krönung bedeutete für die Ungarn eine Genugtuung und eine Art Kapitulation, somit markiert sie eine Zensur im kollektiven Bewusstsein der von nun an hoffnungsvoll gestimmten Ungarn. Auch das Bild des Kaisers wandelte sich nach der Krönung stark, vom grausamen Herrscher, der eine blutige Vergeltung walten ließ, avancierte Franz Joseph zu einer wohlwollenden Vaterfigur und dem Beschützer der Monarchie.
Der fiktive Brief ist fragmentarisch verfasst mit Andeutungen und Übertreibungen, welche im Bericht über den Festzug Statussymbole der Ungarn und Stereotypien der Nationalitäten (Reichtum der Juden, Habgier der Schwaben, Selbstgefälligkeit der Ungarn) zum Gegenstand des Spottes machen. Besonders karikiert werden die prachtvollen und überschwänglichen Feierlichkeiten, die patriotische Gefühle anfeuern: „Éljen a haza – éljen a király – éljen a királyné“ [Ein Vivat der Heimat – lang lebe der König – lang lebe die Königin].