Emanzipation & Revolution

In Ungarn wird niemand verhungern

  • Ausgabe-Datum: 01. 03. 1949
  • Entstehungsjahr: 1919
  • Sprachen: Deutsch
  • Originalsprachen: Ungarisch
  • Gattung: Artikel

Kommentar:

Die Demokratisierung der Landwirtschaft und die Bodenreform wurde bereits in der Phase der ungarischen Astern-Revolution von 1918 und der ersten Republik diskutiert bzw. angestrebt. Berühmt ist die Geste von Ministerpräsident Mihály Károlyi, der im Februar 1919 auf seinem Landgut in Kál-Kápolna mit der Landverteilung begonnen hatte. In der Proklamation der Räterepublik vom 22. März 1919 erklärte der revolutionäre Regierungsrat die Sozialisierung des Großgrundbesitzes, der Bergwerke, der Großbetriebe, der Banken und der Verkehrsunternehmen. Man wollte die Bodenreform allerdings nicht mittels der Landverteilung, sondern durch die Errichtung sozialistischer landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften durchführen. Der Schriftsteller Zsigmond Móricz (1879–1942), berühmt durch seine naturalistische Prosa und Sujets aus dem Provinz- und Bauernleben, hat im April 1919 im Komitat Somogy die ersten Initiativen zur Gründung von Produktionsgenossenschaften beobachtet und seine Eindrücke in Fortsetzungen im Pesti Hírlap beschrieben. Mit lobenden Worten berichtet er über das Konzept der sozialistischen Bodenreform und über die strategischen Vorteile der Genossenschaften. Die konkreten Ereignisse sind für ihn ein Zeichen der wachsenden Emanzipation und Solidarität. Letztere sieht er vor allem in den Lebensmittelspenden für die hungernde Hauptstadt verwirklicht. Der Beitrag ist ein gutes Beispiel für das Interesse und den Optimismus, mit dem zahlreiche Schriftsteller und Journalisten die kurze Aufbruchszeit der Räterepublik begleiteten.

Die Reportage wurde 1949 gekürzt in der Zeitschrift Magyar Csillag in einem Block zum dreißigjährigen Jubiläum der Räterepublik wieder abgedruckt.