Emanzipation & Revolution

O ženskej otázke [Über die Frauenfrage]

Kommentar:

Der Text mit dem Titel Über die Frauenfrage stammt von der slowakischen Schriftstellerin Elena Márothy Šoltésová. Diese ist bestrebt, die Frauenbewegung objektiv darzustellen. Adressaten des Textes sind junge Frauen, Leserinnen der Zeitschrift Dennica.

Elena Márothy Šoltésová war eine der ersten Frauen, die sich in der slowakischen Bevölkerung für die Emanzipation der Frauen einsetzte.

In ihrem Text sucht die Verfasserin nach Ursachen der Frauenbewegung, äußert sich kritisch zur proklamierten freien Liebe und verteidigt Ehe und den christlichen Glauben. Ihre Gedanken lassen sich der christlich-konservativen Strömung der Frauenbewegung zugeordnet werden.

Laut Šoltésová ist die Frauenfrage im slowakischen Kulturraum noch nicht aktuell. Die Motivation zur Verfassung des Textes war die Vorbereitung der LeserInnen auf die Zeit, wenn die Frauenfrage auf der Tagesordnung stehen werde. Der Grund dafür, dass die Frauenfrage noch nicht aktuell sei, liegt laut Šoltésová im Fehlen von Schulen mit slowakischer Unterrichtssprache.[1] Šoltésová sieht die Bildung und finanzielle Unabhängigkeit der Frauen als eine der wichtigsten Ursachen für die Frauenbewegung. Und da es im slowakischen Kulturraum seit 1867 keine Bildungsmöglichkeiten für Frauen in ihrer Muttersprache gab, hielt Šoltésová die Frauenbewegung für eine fehlende Form der Frauenvereinigung.

Frauen sollten beim Prozess der nation-building eine wichtige Rolle übernehmen, nämlich ihre Kinder in ihrer Muttersprache zum nationalen Bewusstsein zu erziehen. Ohne Bildungseinrichtungen, in denen die zukünftigen Mütter eine solche Ausbildung erhalten konnten, erschien diese Aufgabe nicht einfach, aber nicht unrealistisch. Da das Medium der der Frauenbildung nicht der Schulunterricht in der Muttersprache sein durfte, blieb ihnen nur die Vereinstätigkeit und die Herausgabe von Zeitschriften und Zeitungen in der Muttersprache übrig.

[1] Ab Jahr 1879 wurde im ungarischen Teil der Österreich-Ungarischen Monarchi die Amtssprache (Ungarisch) zur Unterrichtssprache in den Volkschulen.