Die Fahrt der Jury nach Pest
- Autor*in: Wilhelm Franz Löbisch
- Publikationsdaten: Ort: Wien | Jahr: 1873
- Erschienen in: Internationale Ausstellungs-Zeitung
- Ausgabe-Datum: 29. 07. 1873
- Entstehungsjahr: 1867
- Originalsprachen: Deutsch
- Verfügbarkeit: Österreichische Nationalbibliothek
- Gattung: Feuilleton
Kommentar:
Das Feuilleton von Wilhelm Loebisch berichtet darüber, dass die Stadtverwaltung von Budapest die internationale Jury der Wiener Weltausstellung für zwei Tage in die frisch vereinigte Hauptstadt (Buda und Pest) einlud. Die Zielsetzung der Invitation bestand in der Einflussnahme auf die internationale Bewertung von Ungarn. Die Fahrt soll den Gästen den zivilisatorischen Fortschritt des Landes über die Präsentation technisch-infrastruktureller Errungenschaften demonstriert haben. Die 590 Gäste wurden aus Wien über zwei bequeme Dampfer der Donauschifffahrt-Gesellschaft nach Budapest gefahren, um sie von den Unannehmlichkeiten einer Eisenbahnfahrt zu verschonen. In Budapest wurden für die Jury u.a. mehrere Betriebsbesuche organisiert (Ganz und Partner Eisen-, Mühle und Maschinenfabrik in Pest (1844-2006) und die Schiffswerft von Altofen (1835-2000), um die Entwicklung im Bereich Metallverarbeitung und Maschinenbau zu präsentieren. Der Tagesablauf der Gäste wurde darüber hinaus mit einer Fülle an Kulturprogrammen ergänzt (Besuch im Nationalmuseum und an der Akademie der Wissenschaften etc.). Die ungarischen Veranstalter versuchen durch die auf die Jury-Mitglieder zugeschnittenen Programme den Eindruck einer Kulturnation zu wecken und den touristischen Reiz von Ungarn international zu verbreiten. Die Gäste wurden bereits bei der Ankunft mit Zigeunermusik empfangen, die sich für fremde Ohren etwas ungewöhnlich und exotisch anhörte, aber gleich für eine unvergessliche Atmosphäre bei der internationalen Gesellschaft gesorgt haben soll.
Der Autor des Berichts, Wilhelm Loebisch (ung. Loebisch Vilmos), war ein Medizinprofessor der Universität Innsbruck und beteiligte sich als Begutachter für Produkte der Chemieindustrie an der Weltausstellung. Da er gleichzeitig von ungarischer Abstammung (ung. Loebisch Vilmos) und an Ungarn stark gebunden war, berichtete er über den Besuch selbst sehr enthusiastisch und betont immer wieder die Gastfreundlichkeit und Aufnahmebereitschaft der Ungaren.