Moricz Jokai über die Emancipation der Juden
- Publikationsdaten: Ort: Kaiserslautern | Jahr: 08.03.1867
- Erschienen in: Pfälzische Volkszeitung
- Ausgabe-Datum: 08.03.1867
- Originalsprachen: Deutsch
- Verfügbarkeit: Bayerische Staatsbibliothek
- Gattung: Artikel
Kommentar:
Der vorliegende Beitrag steht im Kontext der Emanzipation des ungarischen Judentums, er erschien am 8. März und beruft sich auf einen Brief von Mór Jókai vom 20. Februar desselben Jahres anlässlich seiner Wahl zum Ehrenmitglied des Budapester Wohltätigkeits-Vereins Concordia. Der Brief wurde mehrfach und in mehreren Sprachen in europäischen Zeitungen zitiert und galt recht früh als ein Plädoyer für die Gleichstellung der Juden, dass sogar die ungarische Gesetzgebung positiv beeinflusst hat. Das Gesetz über die Judenemanzipation vom 25. November 1867 hat der jüdischen Bevölkerung die rechtliche Gleichstellung und wirtschaftliche Souveränität gesichert.
Mór (Maurus) Jókai (1825–1904) ist einer der bekanntesten ungarischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, dessen Werke um die selbe Zeit zahlreich auch ins Deutsche übersetzt worden sind. Neben seinem Oeuvre von über 100 Romanen war er auch als Journalist, Zeitschriftenredakteur und Politiker tätig. Seit seiner Beteiligung an der Revolution und am Freiheitskrieg von 1848–1849 wurde er zunehmend zur Leitfigur des ungarischen Nation Building, das bestätigt auch die Wirkung seines Briefes im Jahre 1867.
In dem Brief führt Jókai mehrere Argumente für die Anerkennung der ungarischen Juden an. Erstens beruft er sich auf die Leidensgeschichte des Judentums nicht ohne auf das Opferbewusstsein der Ungarn zu appellieren. Zweitens würdigt er den intellektuellen Beitrag des Judentums zur Kultur, insbesondere dessen Verdienst für die Förderung des guten internationalen Rufes “unseres ungarischen Vaterlandes”. Drittens erinnert er an den Beistand der jüdischen Bevölkerung in den Jahren des nationalen Kampfes und der darauffolgenden politischen Repression. Zum Schluss äußert er den interessantesten Wunsch: Er spricht die Hoffnung aus, dass sich die ungarischen Juden als ungarische Staatsbürger behaupten können, ohne ihre eigene Identität aufzugeben.