Vererbung und Erziehung
- Autor*in: Gina Kaus
- Publikationsdaten: Ort: Wien | Jahr: 1925
- Erschienen in: Die Mutter
- Ausgabe-Datum: 01. 02. 1925
- Originalsprachen: Deutsch
- Verfügbarkeit: Österreichische Nationalbibliothek
- Gattung: Artikel
Kommentar:
Die von Gina Kaus herausgegebene Zeitschrift „Die Mutter“ ist eine Halbmonatszeitschrift, in der alle Fragen der Schwangerschaft, Säuglingshygiene und Kindererziehung von unterschiedlichen Personen, die meistens Ärzt*innen oder Pädagog*innen sind, thematisiert werden. Kaus Essay, der sozialgeschichtliche Themen in sachlichem Stil behandelt, beschäftigt sich mit Erziehungsmaßnahmen und vererbten Charakteristika. Kaus stellt fest, dass sich die Erziehung überwiegend in Frauenhand befindet, da Kleinkinder, wie es zu jener Zeit üblich ist, ausschließlich von Erzieherinnen betreut werden. Interessant ist aber, dass als Beispiel für besondere Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern, wie z. B. Jähzorn, die Väter als Vorbild herangezogen werden, wobei der Nachwuchs das männliche Familienoberhaupt imitiert. Das spiegelt die Auffassung der Autorin wider, dass Kinder Eigenschaften ebenso mittels Nachahmung erwerben können. Kaus vertritt die Meinung, dass Kinder, die von denselben Personen erzogen werden, unterschiedliche Charaktere haben können. Sie weist auch auf den Einfluss von äußerlichen Ähnlichkeiten hin, wenn Kinder von Erwachsenen schon sehr früh darauf hingewiesen werden, dass sie ihren Vätern im Aussehen gleichen. Das ist gemäß Kaus mitunter ein Grund, warum Söhne ihren Vätern auch im Verhalten nacheifern. Kaus zieht die Schlussfolgerung, dass nicht die Vererbung, sondern das tägliche Miteinander innerhalb der Familie für die Charakterbildung verantwortlich ist.
(Universität Wien)